Methodik

Gemeinsame Ziele mit ganzheitlicher Methodik

Die Allianz für Ve­r­ant­wor­tungsvolle Esskultur (AVE) setzt gemeinsame, messbare Ziele für eine nachhaltige Gemein­schafts­gas­tronomie – und sendet damit ein starkes Signal. Trotz un­ter­schiedlich­er Segmente und Geschäftsmod­elle besteht Einigkeit über zentrale Mess- und Steuerungs­größen.

Transparenz und Ori­en­tierung durch klare Nach­haltigkeit­sziele

Klar definierte Ziele schaffen Transparenz, geben Ori­en­tierung und motivieren Unternehmen, gezielt an Strategien und Hebeln zu arbeiten. Unser selbst en­twick­eltes In­dika­toren­sys­tem orientiert sich am Kopenhagen-Modell und bildet die zentralen Nach­haltigkeits­fak­toren der Gemein­schafts­gas­tronomie ab.

Unsere Messgrößen sind praxisnah, nutzen vorhandene be­triebliche Waren­wirtschaftssys­teme und werden kon­tinuier­lich erhoben. Die Ergebnisse aller AVE-Mitglieder fließen in einen Gesamtwert ein und werden jährlich veröf­fentlicht, sodass Fortschritte sichtbar werden.

Wieso ein Indikatoren- und Messsystem für die Branche?

Gemeinsame Ziele, die klar formuliert und messbar sind, führen nicht nur zu mehr Transparenz. Sie bieten Ori­en­tierung und motivieren dazu, in den Unternehmen an Hebeln und Strategien zu arbeiten, um die Ziele so gut wie möglich zu erreichen. Für die Entwicklung unserer Methodik haben wir mit einem wis­senschaftlichen Partner zusam­mengear­beit­et.

Der gemein­nützige Think-Tank Re­gion­al­w­ert Research gGmbH hat die AVE in der Startphase bei der Entwicklung eines wis­senschaftlich fundierten In­dika­toren­sys­tems unterstützt.

Das In­dika­toren­sys­tem
der AVE

Pflanzliche Lebensmittel

75 %

Anteil pflan­zlich­er Produkte am
Gesamteinkauf (in Euro).

Ein hoher Pflanzenan­teil auf dem Teller bringt ökologische und gesund­heitliche Vorteile. True-Cost-Studien zeigen, dass tierische Produkte hohe Umwelt- und Gesund­heit­skosten verursachen. Die Messegröße wird berechnet, indem der Anteil tierischer Produkte (Fleisch, Wurst, Fisch, Molk­ereipro­duk­te, Eier) vom Gesamteinkauf abgezogen wird. Die Planetary Health Diet empfiehlt 75 % pflanzliche Produkte (nach Gewicht). In der tra­di­tionellen deutschen Esskultur, bei der das Mittagessen – meist mit tierischen Produkten – in den Fokus rückt, besteht noch großes Re­duk­tionspoten­zial. In den Care-Bereichen mit Vol­lverpfle­gung wird eine Umstellung auf mehr pflanzliche Optionen gle­icher­maßen besonders anspruchsvoll und wirksam.

Ökologische Lebensmittel

40 %

Anteil von Bio-Produkten (EU-Bio-Siegel)
am Gesamteinkauf (in Euro).

Bio-Lebens­mit­tel schonen Klima, Wasser, Boden und Arten­vielfalt (da sie ohne chemisch-syn­thetis­che Pestizide und min­er­alis­che Dünger erzeugt werden), bieten höhere Tier­wohl­stan­dards und sind ein Gewinn für die menschliche Gesundheit. Grundlage dieser Messgröße ist der Einkauf­swert aller Produkte mit mindestens EU-Bio-Label im Verhältnis zum Gesamteinkauf­swert.

Ein am­bi­tion­iertes Ziel: 40 % liegen deutlich über den aktuellen, meist ein­stel­li­gen bis niedrigen zweis­tel­li­gen Werten in der Gemein­schafts­gas­tronomie. Zum Vergleich: Bun­de­spro­gramme streben bis 2030 einen Anteil von 30 % ökol­o­gis­chen Landbau und 20 % Bio-Anteil in der Gemein­schafts­gas­tronomie an. Die Bio-Außer-Haus-Verordnung bietet ein Zertifikat: Bronze ab 20 %, Silber ab 50 %, Gold ab 90 % Bio-Anteil.

Faire Beziehungen

90 %

Anteil Fair-Trade-Produkte bei mark­trel­e­van­ten Waren­grup­pen (Bananen, Kaffee, Kakao) am Gesamteinkauf.

Der Begriff „fair“ ist nicht gesetzlich geschützt, jedoch steht das Fair-Trade-Siegel für klare Standards: Es kennze­ich­net Produkte, die zu 100 % aus Fair-Trade zer­ti­fizierten Rohstoffen bestehen und garantiert u. a. Min­dest­preise, langfristige Han­dels­beziehun­gen, Verbot von Kinder­ar­beit und Ar­beitss­chutz nach ILO-Normen und trägt so zu besseren Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen für Landwirt:innen im Globalen Süden bei.

Die AVE fokussiert zunächst auf drei relevante Pro­duk­t­grup­pen, die in nötigen Mengen verfügbar sind. Langfristiges Ziel: voll­ständi­ge Umstellung des Sortiments auf Fair-Trade, um Ve­r­ant­wor­tung in globalen Liefer­ket­ten zu übernehmen.

Lebensmittelabfälle

-30 %

Ein Messsystem zur Reduktion der Lebens­mit­te­labfälle ist etabliert. Reduktion der Lebens­mit­te­labfälle gegenüber der ersten Messung.

Die AVE hat sich das Ziel gesetzt, Lebens­mit­te­labfälle signifikant zu reduzieren. Während viele Unternehmen bereits Abfälle messen, geschieht dies derzeit auf un­ter­schiedliche Weise, was die Ver­gle­ich­barkeit erschwert. Zentrales Element ist daher ein ein­heitlich­es Messsystem, ide­al­er­weise durch eine externe Kom­pe­ten­zstelle zer­ti­fiziert (z. B. KAHV).

Um die Ver­gle­ich­barkeit zwischen unseren Mit­glied­sun­ternehmen zu gewährleis­ten und gezieltes Controlling sowie wirksame Re­duk­tion­s­maß­nah­men zu ermöglichen, arbeitet die AVE mit einem Self-Check-Fragebogen, der jährlich ak­tu­al­isiert wird. Ziel: -30 % Lebens­mit­te­labfälle als Beitrag zur branchen­weit­en 50 %-Reduktion bis 2030 gemäß BMEL-Zielvere­in­barung und Planetary Health Diet.

Regional

20 %

Anteil regionaler Produkte am
Gesamteinkauf (in Euro).

Regional erzeugte Lebens­mit­tel punkten mit kurzen Lieferwegen und stärken die regionale Wirtschaft, trans­par­ente Wertschöp­fungs­ket­ten und Krisen­re­silienz durch Ver­min­derung der Krise­nan­fäl­ligkeit in der Nahrungsmit­tel­pro­duk­tion. Die Messung von Re­gion­al­ität stellt jedoch ins­beson­dere Unternehmen mit mehreren Standorten vor Her­aus­forderun­gen. Weder Wis­senschaft noch Politik bieten bislang eine ein­heitliche Definition für regionale Produkte. Daher erfasst die AVE diesen Zielwert über einen Self-Check-Fragebogen. Eine quan­ti­ta­tive Erhebung des Zielwerts ist aktuell noch in der Entwicklung.

Saisonal

60 %

Anteil saisonaler Produkte in
der Menüplanung (in Euro).

Die AVE setzt sich dafür ein, den Anteil saisonaler Produkte in der Menüplanung zu erhöhen. Saisonales Obst und Gemüse überzeugen durch Frische, Vielfalt und ihren Beitrag zu einer aus­ge­wo­ge­nen Ernährung. Aus diesem Grund orientiert sich die AVE bei der Menügestal­tung am Saisonkalen­der.

Die Messung und Erfassung der Saison­al­ität stellt die gesamte Branche vor Her­aus­forderun­gen. Daher erfasst die AVE diesen Zielwert bisher auch über einen Self-Check-Fragebogen. Eine quan­ti­ta­tive Erhebung des Zielwerts ist aktuell noch in der Entwicklung. Ebenso ein eigens den Bedürfnis­sen der Mitglieder der AVE angepasster Saisonkalen­der.

Gästezufriedenheit

75 %

der Gäste schmeckt das Essen.

Essen wird nur angenommen, wenn es schmeckt – daher ist die Zufrieden­heit der Tischgäste entschei­dend für Akzeptanz und Wirkung nach­haltiger Angebote. Gle­ichzeit­ig gewinnen Transparenz bei der Beschaffung und In­for­ma­tio­nen zu Nach­haltigkeits­maß­nah­men zunehmend an Bedeutung.

Die AVE möchte die Zufrieden­heit der Tischgäste kon­tinuier­lich erfassen. Die Methoden zur Erhebung der Gästezufrieden­heit müssen dabei an die spez­i­fis­chen An­forderun­gen der jeweiligen Zielgruppe angepasst werden. Ins­beson­dere bei Gruppen, die sich nicht einheitlich befragen lassen, sind ethische und daten­schutzrechtliche Aspekte bei der Wahl der Be­w­er­tungsin­stru­mente zu berück­sichti­gen.

Die Messung und Erfassung der Gästezufrieden­heit sind aktuell noch eine Her­aus­forderung. Daher erfasst die AVE diesen Zielwert bisher über einen Self-Check-Fragebogen. Eine quan­ti­ta­tive Erhebung des Zielwerts ist aktuell noch in der Entwicklung.

Unsere Werkzeuge

Um als Allianz unsere Ziele zu erreichen, haben wir in einem iterativen Prozess ver­schiedene Werkzeuge entwickelt, die sowohl den gemeinsamen Fortschritt als auch die in­di­vidu­elle Umsetzung zur Nach­haltigkeit­strans­for­ma­tion gezielt un­ter­stützen.

Wissens- und Maßnahmendatenbank

Die Mitglieder der AVE haben bereits erfolgreich ver­schiedene Lösungen umgesetzt und entwickeln sich sowohl individuell als auch gemeinsam mit der Allianz weiter. Zur besseren Struk­turierung dieses Wissens arbeiten wir an einer prax­isori­en­tierten Wissens- und Maß­nah­men­daten­bank. Diese soll praxis­er­probte Lösungen zugänglich machen und gezielt bei in­di­vidu­ellen Her­aus­forderun­gen der Trans­for­ma­tion un­ter­stützen.

Interne und externe Kollaborations-Projekte

In der Zusam­me­nar­beit möchten wir Synergien nutzen, die weit über das hinausgehen, was das Einzelun­ternehmen leisten kann. Dies betrifft sowohl interne Projekte in Ar­beits­grup­pen zu Fokusthemen einzelner Al­lianzmit­glieder, als auch größere Projekte zu sys­temis­chen Her­aus­forderun­gen, wo es den Austausch mit anderen Stake­hold­ern, z.B. aus Handel, Land­wirtschaft, Verwaltung, Politik oder Wis­senschaft braucht.

Sichtbarkeit guter Lösungen und neue Lernformate

Durch gemeinsame Öf­fentlichkeit­sar­beit und die externe Darstellung von Best Practices stärken wir die Sicht­barkeit er­fol­gre­ich­er Ansätze. In Peer-to-Peer-Formaten teilen wir Wissen auf Augenhöhe – in der Allianz und darüber hinaus. Dabei geht es darum, Motivation zu stärken und die Umsetzung von Verän­derun­gen in Betrieben zu fördern.

Indikatorensystem und klare Ziele

Ein prax­is­tauglich­es In­dika­toren­sys­tem macht Nach­haltigkeit in Verpfle­gungssys­te­men auf mehreren Ebenen messbar und bietet der Allianz eine klare gemeinsame Zielvorstel­lung. Dies schafft nicht nur eine gute Ori­en­tierung für die gemeinsame Arbeit, sondern hilft auch, in­di­vidu­elle Nach­haltigkeits­maß­nah­men zu steuern und im Austausch mit anderen Stake­hold­ern zu vere­in­fachen.

Unsere Formate

In unseren ver­schiede­nen Formaten fördern wir das Vertrauen und die Zusam­me­nar­beit un­tere­inan­der. Es geht darum, effizient miteinander zu arbeiten und gle­ichzeit­ig Raum für Austausch unter Gle­ich­gesin­nten zu haben sowie Inspiration und Bestärkung zu finden.

Digitale Austauschformate

Mit unseren regelmäßi­gen digitalen Treffen stärken wir unser Netzwerk von Vordenker:innen und Praktiker:innen, die sich im moderierten Wis­senstrans­fer austauschen. Gemeinsam erproben und bündeln wir Trans­for­ma­tion­s­maß­nah­men, um konkrete Lösungen für nachhaltige Veränderung zu entwickeln und umzusetzen.

Jährliches Offsite

Das jährliche Offsite ist ein physisches Zusam­menkom­men an einem in­spiri­eren­den Ort abseits des Alltags. Bei dem Treffen geht es darum, sich analog und persönlich zu treffen, neu ken­nen­zuler­nen und Vertrauen zu stärken. Gemeinsam blicken wir auf das Jahr zurück und planen das kommende, treffen Entschei­dun­gen und finden Inspiration sowie Motivation für den weiteren Weg in den einzelnen Unternehmen und Betrieben.

Fokus-Arbeitsgruppen

In unseren Fokus-Ar­beits­grup­pen setzen wir gemeinsam konkrete Vorhaben um. Dabei arbeiten wir einerseits an über­greifend­en Themen der Allianz, wie gemeinsamer Öf­fentlichkeit­sar­beit, der Präsen­ta­tion von Best Practices oder der Zusam­me­nar­beit mit externen Partnern zu sys­temis­chen Her­aus­forderun­gen – etwa der Herkun­ftskennze­ich­nung von Produkten im Großhandel.

Digitale Lernformate

Die für die Trans­for­ma­tion hilfreichen Inhalte der Wissens- und Maß­nah­men­daten­bank fließen in unsere digitalen Lernräume ein. Diese Inhalte erweitern sich durch die fort­laufende Aufnahme neuer Mitglieder stetig und werden thematisch sortiert Teil unseres AVE-Trans­for­ma­tions-Loops.

Unser Ziel ist es, infolge der jährlichen Status-Quo-Erhebung die in­di­vidu­elle Zielsetzung jedes Mitglieds mit den notwendigen Ressourcen zu un­ter­stützen. Dafür entwickeln wir digitale Lernformate, die individuell, entsprechend der jeweils vorhandenen Kapazitäten genutzt werden können, aber auch regelmäßig zum Austausch in der Peer-Group einladen, um messbare Fortschritte und die gesetzten Ziele zu erreichen.